Ein Gespräch Mit Martin Heidegger

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Bruder Martin! Hier? Und du bist in meinen Gedanken.
Doch du fühltest dich zu Dichtern hingezogen. Ruhe an meinem Feuer--
eine Seltenheit, inzwischen, in diesem Labyrinth aus roten Ziegelsteinen.

Wir blicken in meine blauen Flammen und sind bald verschwunden,
unser wahres Selbst bleibt in unserem Werk,
sagst du, während wir einfach nach Freiburg zurückfliegen,
wo an deinem schwachen Feuer, zehn kurze Jahre nach
der Aufdeckung, du immer noch sitzt,
"zurückdenkst" an die ruhmreiche Vergangenheit
Schwabens--dein Eckchen Armut--
und ich brenne, dich nach wie hieß er noch zu fragen--dem Rektor,
dessen Stelle du eingenommen--und diejenigen, die du abgesetzt hast.

Dies alle-Dinge-im-Konflikt-verbunden,
nennst du wahre Intimität, und sie bindet uns enger
an unseren eigenen Grund, wo im Zerstören wir handeln, und im Handeln
negieren. Ich mag deinen petite scandale nicht;
wir sind diskret. Kann ich oder meine Kollegen dich verurteilen?
Ehrgeiz, sagst du, heißt nur sich im Kreis drehen und seinen
eigenen Schwanz jagen. Wie wahr, aber wir wollen auch
wissen, da du uns alle im Dasein verwurzelst,
wie konntest du die verpestete Luft atmen, worin
du die Notwendigkeit erfaßtest und dich männlich in
ein zerbrochenes eisernes Kreuz warfst, deiner entschlossenste
Pose, mit der du Geschichte durch deine Interpretation möglich machst.

Wann wird Subtilität zur Sophisterei, Bloßstellen von Pornographie
zur Obszönität: Ankläger zum Angeklagten? Wo
Denken kalkulierend ist, sagst du, und nicht meditativ.
Ausgezeichnet, Martin. Ich werde mich erinnern.


Translated by Josef Pesch
from the English of Van K. Brock

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