Ein Gespräch Mit Martin Heidegger

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Diese Formen füllen und halten lang-gewalttätige Tage:
deine Heimat, Freiburg, die Universität, deine Hütte hier
in den Bergen des Schwarzwalds, Europa--halb-zusammengeflickt
nach dem Krieg, der alle Kriege beenden sollte--dieses feudale Blutbad.
Neue Schrecken in alten Blutbahnen, England
und Frankreich unterstützten Schläger gegen die Wünsche
der lange unterdrückten Überbleibsel des Kaiserreichs,
(vorsichtig, um das schlampige, parfümierte Tantchen nicht zu versetzen),
neue Papiertiger aus den Ministerien in Paris und London,
unser FBI schikanierte auch '42 noch Antifaschisten,
während unsere Jungs starben, und sterben, für lateinamerikanische Marionetten--
Cartoonfiguren mit Glatzköpfen, Schnäuzern
all dies formt dein Denken, und schlägt unserem immer noch Narben,
grässlich verändert als dein Dr. Goebbels sagte:
"Verbrennt ihre Bücher! " Ich bin gerade heraus, Martin.

Später--
Leichenruß überzog Europa wie ein Leichentuch--
plauderst du über Hölderlins zerrissene Heimkehr, über Alpen,
zu Volk, Wald, Feld, ihr beide gefangen in nebligen
Metaphern des 19. Jahrhunderts, träumt von einer Wiedervereinigung,
Anschluß.
          Welcher Teil dieses großen, grünen Feldes
sind deine 40 Morgen; welcher Bogen dieses blau-äugigen Himmels,
fragte ein Freund, ist zu Hause?

Wo sich die Zunge spaltet
in Gedichte und Politik, ist Dichtung, sagst du,
Stille, ein Trost für Viele. Ist sie berechnend,
Martin, diese Meditation, diese Stille?


Translated by Josef Pesch
from the English of Van K. Brock

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