Die Damenkapell
Wißt ihr es denn, die ihr an Tischen sitzt, Am Rauche der Pleureusen euch erhitzt, Die ihr den Tag betreibend durchgebracht, Wie diesen Frauen hinschwebt eine Nacht? O seht sie an! Sind sie von dieser Welt? Sind sie nicht Schatten, fern in Wind gestellt? Die steht und geigt und starrt ins schwere Nichts, Die andere flötet schwindenden Gesichts. Ihr Frauen sprecht, wo geht das Licht euch auf? Und was begleitet euern Atemlauf? Und was für Speisen sind euch zugeteilt? Und welcher Name ist, der in euch weilt? Liebt ihr euch, taumelnd, selig, Zwei und Zwei? Sagt, oder seid ihr mit der Nacht vorbei? Und werdet, wenn der Rauch im Saal verschäumt, Mit Asche und Geräten fortgeräumt? Gingt ihr einst schwanger durch die Straßen schon? Und ist ein Mann in eurem Medaillon? Oder, mit dieser Halle aufgetan, Hebt ihr erst nachts zu schwankem Leben an? Die du am Pult stehst, leg den Bogen hin! Halt ein im Wirbel, Trommelschlägerin! Die am Triangel dient, es ist genug! Schwebt auf, entflattert, wallt in meinem Zug! Kein Angesicht, das schwände je in mir. Die alte Frau hat ewiges Quartier, Und in dem tiefsten, überwogten Grund Spaziert der Greis mit seinem Dacklhund. Ihr Damen, die ihr wesenlos entbrennt, In mir ist Nacht und Fluß und Firmament! Zieht ein und wandelt unter Sternen traut In dieser Brust, unendlich überblaut.
The All-Girl Band
You do know then, you who sit at the table Warming yourselves in the pall of paid mourners, You who were put through prosecuting the day, How the night floats down in these women? O look at them! Are they of this world? Are they not shadows, far off on the wind? One stands, fiddles, and stares at the great void, The other’s dwindling face blows on a flute. When you women speak, where does the light dawn? And what accompanies your breath? And what sort of food is your portion? And what kind of name dwells inside you? Do you love yourselves, reeling drunk two by two? Can you tell, or are you all done for the night? Done when the smoke in the hall drifts along, Cleared along with the ash and instruments? Did you ever go through the streets pregnant? And is there a man kept inside your locket? Or, when this hall is opened, do you Only rise at night to a liminal existence? You at the music stand, put down your bow. That female drummer, stop with your din. And you on the triangle, enough already. Wisp up, flutter away, billow into my draw. Not one face, not one that will ever fade in me. The old woman has her eternal accommodation, And in the deepest, most outdone plot, The old man walks with his dachshund. You ladies, you who burn without being real, In me is night and river and firmament. Be inhaled and wander among the stars Above infinitely blue in this chest.
Note: line 24, draw (Zug), on a cigarette.
Franz Werfel - James Reidel
Das kleine Trübe bin ich > The Small Blot That I Am
Contents | Mudlark Chap No. 76 (2023)